Ein Ort, der Geschichte schreibt: Der ehemalige US-Truppenübungsplatz auf der TraumRunde Kitzingen-Sulzfeld
„Manchmal sind es nicht die bekannten Wanderwege, sondern die Abenteuer abseits der ausgetretenen Pfade, die uns in Erinnerung bleiben.“ – Mit diesen Gedanken machte ich mich zusammen mit meinem Vater auf den Weg, um an unserer Neujahrswanderung einen Ort zu erkunden, der die Spuren einer längst vergangenen Zeit trägt: ein Lost Place, der ein Stück Geschichte der unterfränkischen Stadt Kitzingen erzählt. Verlassen, geheimnisvoll und voller Charme wartet dieses Wanderhighlight darauf, auf der TraumRunde Kitzingen entdeckt zu werden.
Zwischen Vergangenheit und Verfall – Ein Lost Place erzählt seine Geschichte
Gestartet sind wir auf dem Wanderparkplatz der TraumRunde Kitzingen-Sulzfeld an der Eherieder Mühle. Mit einer leichten Steigung führte unser Weg uns durch frostige Felder, bis wir schließlich in den Wald eintauchten. Nur wenige Meter weiter erreichten wir dann das Herzstück unserer Tour: einen Ort, der nicht nur durch seine verlassenen Gebäude fasziniert, sondern auch durch die Geschichten, die er in sich trägt. Der ehemalige US-Truppenübungsplatz – ein Lost Place, der von Kriegszeiten, internationalen Begegnungen und einem besonderen Kapitel in der Geschichte dieser Region erzählt.
Das Gelände, das heute einen mystischen Reiz ausstrahlt, hat eine bewegte Vergangenheit. Bereits im Ersten Weltkrieg wurde es als Flugplatz genutzt und später während des Zweiten Weltkriegs von der deutschen Luftwaffe zur Pilotenausbildung verwendet. Nach dem Krieg übernahm die US-Armee das Areal und machte es zu einem der zentralen Stützpunkte in Unterfranken.
Mit den Harvey Barracks und dem angrenzenden Kitzingen Army Airfield lebten hier in den Hochzeiten bis zu 12.000 Amerikaner – fast so viele, wie es Kitzinger Bürger gab. Der Spitzname „Little Las Vegas am Main“ brachte die einzigartige Atmosphäre dieses militärischen Mikrokosmos zum Ausdruck.
Doch 2007 wurde das Gelände im Rahmen der Umstrukturierung der US-Streitkräfte aufgegeben. Heute ist es ein Relikt der Vergangenheit: verlassene Gebäude, überwucherte Straßen und ein Hauch von Abenteuer, der jeden Besucher in seinen Bann zieht.
Besonders faszinierend ist das ehemalige US-Waffenlager im Wald, das mit seiner geheimnisvollen Ausstrahlung Geschichten aus dem Kalten Krieg erzählt. Es erinnert an eine Zeit, als hier internationale Politik und lokale Geschichte aufeinandertrafen.
Betreten der Vergangenheit – Eine Entdeckungsreise beginnt
Unser erster Eindruck, noch aus der Ferne, war gleichermaßen faszinierend und geheimnisvoll. Noch immer auf der TraumRunde unterwegs, passierten wir die ersten Bunker. Der Turm des ehemaligen Truppenübungsplatzes schob sich langsam ins Blickfeld – ein Relikt der Vergangenheit, das inmitten der winterlichen Landschaft wie ein Wächter wirkte. Erst hier wurde meinem Vater bewusst, dass ich für unser Neujahrsabenteuer etwas ganz Besonderes geplant hatte.
Als wir schließlich vor dem Hauptgebäude standen, konnte ich seine Begeisterung förmlich spüren. Ohne zu zögern ging er auf das offene Tor zu. Mir war ein wenig mulmig zumute – schließlich war dies mein erster Besuch eines Lost Place. Dennoch folgte ich ihm, von Neugier getrieben.
Im Inneren bot sich uns ein Bild des Verfalls. Vieles war zerstört, Wände mit Graffiti bedeckt, und dennoch konnte man den ursprünglichen Zweck des Gebäudes erahnen. Direkt neben dem Eingang lag das ehemalige Wachzimmer, dessen Überreste uns einen ersten Einblick in die Vergangenheit gaben. Wir durchstreiften die Räume – eine Küche, ein Aufenthaltsraum, vermutlich Büros – und versuchten uns vorzustellen, wie es hier einmal ausgesehen haben könnte.
Doch unsere Aufmerksamkeit wurde schnell von der massiven Stahltreppe gefangen, die in den Turm führte. Sie wirkte stabil, aber wir gingen mit Vorsicht hinauf, jeden Schritt prüfend. Oben angekommen fanden wir zwar einen verwüsteten Raum vor, doch der Ausblick entschädigte für alles. Die winterliche Landschaft erstreckte sich bis zum Horizont, und wir genossen den Moment in vollen Zügen.
Nach dem Abstieg erkundeten wir das umliegende Gelände. Überall begegneten uns die Spuren der Vergangenheit: alte Bunker, zerfallene Mauern und ein ausgetrockneter Löschwasserteich, der inzwischen von Gräsern und Sträuchern zurückerobert worden war. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Natur sich langsam ihren Platz zurückerobert.
Ob dieser Ort eines Tages vollständig überwuchert sein wird oder wie geplant dem Abriss weicht, bleibt abzuwarten. Doch während ich meinen Vater beobachtete, wie er begeistert über unser Abenteuer sprach und mit einem breiten Lächeln auf das Gelände blickte, wusste ich: Dieser Tag war ein voller Erfolg.